Donnerstag, 21. Mai 2009

Das Toren-Kapitel - Der Wahrheitspfad (Dhammapadam)

Lang ist die Nacht dem Wachenden,
Lang ist der Weg dem müden Leib,
Lang ist der unverständigen
Wahrheitverkenner Wandelsein.

Triffst du auf deiner Wanderschaft
Den Besseren, den Gleichen nicht,
So wandre einsam, wackern Muts:
Mit Toren schließt man keinen Bund.


"Ich habe Kinder, habe Geld":
Geschlagnen Geistes denkt's der Tor!
Sich selbst besitzt man nicht einmal,
Geschweige Kind, geschweige Gut.

Ein Tor, der seine Torheit merkt,
Wahrhaftig, weise nennt man ihn;
Ein Tor, der sich ein Weiser dünkt,
Wahrhaftig, der wird Tor genannt.


Wenn auch sein ganzes Leben lang
Der Tor um einen Weisen ist,
Er wird die Wahrheit nicht verstehn,
Dem Löffel in der Suppe gleich.


Wenn auch nur einen Augenblick
Der Sinnige den Weisen sieht,
Er wird die Wahrheit schnell verstehn,
Gleichwie die Zunge Suppe schmeckt.


Als Eigenfeinde würgen sich
Die Toren, die Verblendeten,
Begehen böser Taten Schuld,
Erwerben bittre Sündenfrucht.

Nicht solche Tat ist wohlgetan,
Die reueschwer alsbald uns quält,
Und deren Lohn man kummervoll
Mit herbem Tränenblick empfängt.

Das Süße hat der Tor im Sinn,
Solang die Sünde nicht gereift:
Ist aber reif die Sündenfrucht,
Dann fällt dem Leiden er anheim.

Mag alle Monat einmal nur
So viel auf Grases Spitze geht
Der Tor an Nahrung gönnen sich:
Vom Werte der Verstehenden,
Der recht die Dinge Wägenden
Erlangt er auch kein Sechzehntel.

Die jetzt vollbrachte böse Tat
Gerinnt nicht gleich, wie frische Milch:
Verzehrend folgt dem Toren sie,
Wie Feuer unter Asche glüht.

Sofern zu eignem Nachteil nur
Erkenntnis sich im Torenhaupt
Erhebt, erdrückt sein kleines Glück,
Das Hirn zermalmend, jählings sie.

Gar manchen reizt des Pöbels Gunst,
Lockt Vorrang in der Jüngerschar,
Sticht Herrschaft in der Mönchsklausur,
Verehrung in der Laienwelt:

"Ich, ja, wahrhaftig, hab's gekonnt,
Sie alle mögen's wissen nur,
Die Weltlichen und Geistlichen,
Mir, wahrlich, soll an jedem Ort
Zu jeder Zeit in jedem Ding
Das ganze Volk zu Willen sein!" -
Das ist der Wunsch des Törichten,
Und heftiger wächst Gier und Stolz.


"Erkenntnis, wahrlich, bringt Gewinn,
Erkenntnis deckt Nibbanam auf":
Der also dies Ergründende,
Der Jünger des erwachten Herrn
Ertrage Ehren gleichgültig,
Er weihe sich der Einsamkeit.

aus Die Reden Gotamo Buddhos, Sammlung der Bruchstücke, Lieder der Mönche und Nonnen, Wahrheitspfad (Dhammapadam) übertragen von Karl Eugen Neumann, Artemis-Verlag Zürich/Paul Zsolnay Verlag Wien

Das Ernst-Kapitel - Der Wahrheitspfad (Dhammapadam)

Ernst leitet zur Todlosigkeit,
Leichtsinn zum Reich des Sterbens hin;
Die Ernsten sterben nimmermehr,
Die Leichten sind den Leichen gleich.


Vollkommen dieses Ernsts bewußt
In allen und in jedem Ding,
Sind Weise ernsten Sinnes froh,
Sind selig ihrer Heiligung.

Die Selbstvertieften, Standhaften,
Die unentwegt Gewaltigen,
Die weise Überwindenden
Erreichen Unvergleichliches,
Nibbanam, allerhöchstes Heil.

Des kräftig Kühnen, klar Bewußten,
Des wohl Bedachten, Makellosen, Reinen,
Des Selbstbezähmten, Starken, Ordenstreuen,
Des Ernsten Ehre reift empor zur Höhe.

Mit Heldenmut und ernstem Sinn,
Mit Selbstbezähmung und Verzicht
Schafft, Standhafte, ein Eiland euch,
Das jeder Flut gewachsen sei.

Dem leichten Sinn ergeben sich
Erlahmte Männer, ohne Mut;
Den Ernst bewahrt der weise Mann
Als köstlich besten Schatzeshort.

Ergebt euch nicht dem leichten Sinn,
O folget nicht der Liebelust!
Der ernst in sich gekehrte Mönch
Ist höchstem Heile selig nah.

Wenn mutig mit des Ernstes Kraft
Der Weise sich vom Leichtsinn löst,
Blickt von der Weisheit Warte er
Leidlos in die Leidenswelt;
Wie einer, der am Gipfel steht,
Betrachtet er gestählten Sinns
Die Toren und das Torentum.


Ernst unter lässig leichtem Volk,
Wach unter Schlafversunkenen,
Dem Renner unter Kleppern gleich,
Besitzlos zieht der Weise hin.

Durch Ernst erwarb sich Maghava,
Der Götterfürst, den ersten Rang;
Verehrung wird dem Ernst zuteil,
Verachtung trifft den Leichtsinn stets.

Der ernsten Mutes frohe Mönch,
Der Graus erkennt im leichten Sinn,
Empfinde jedes Daseinsband,
Ob grob, ob fein, wie Feuersglut.

Der ernsten Mutes frohe Mönch,
Der Graus erkennt im leichten Sinn,
Entronnen der Vergänglichkeit,
Ist baldig dem Nibbanam nah.

aus Die Reden Gotamo Buddhos, Sammlung der Bruchstücke, Lieder der Mönche und Nonnen, Wahrheitspfad (Dhammapadam) übertragen von Karl Eugen Neumann, Artemis-Verlag Zürich/Paul Zsolnay Verlag Wien

Das Paar-Kapitel - Der Weisheitspfad (Dhammapadam)

Vom Herzen gehn die Dinge aus,
Sind herzgeboren, herzgefügt:
Wer bösgewillten Herzens spricht,
Wer bösgewillten Herzens wirkt,
Dem folgt notwendig Leiden nach,
Gleichwie das Rad dem Hufe folgt.

Vom Herzen gehn die Dinge aus,
Sind herzgeboren, herzgefügt:
Wer wohlgewillten Herzens spricht,
Wer wohlgewillten Herzens wirkt,
Dem folgt notwendig Freude nach,
Dem untrennbaren Schatten gleich.

"Gescholten hat man mich, verletzt,
Hat mich besiegt, hat mich verlacht":
Wer solchen Sinn im Herzen hegt,
Von Feindschaft läßt er nimmer ab.


"Gescholten hat man mich, verletzt,
Hat mich besiegt, hat mich verlacht":
Wer solchen Sinn zu bannen weiß,
Von Feindschaft läßt er eilig ab.


Es wird ja Feindschaft nimmermehr
Durch Feindschaft wieder ausgesöhnt:
Nichtfeindschaft gibt Versöhnung an;
Das ist Gesetz von Ewigkeit.

Die Menschen sehn es selten ein,
Daß Dulden uns geduldig macht;
Doch wer es einsieht, wer es weiß,
Gibt alles Eifern willig auf.


Den Wohl und Lust Erspähenden,
Den Sinnbetörten, Haltlosen,
Den Mittagsmahl-Unmäßigen,
Den Trägen, Feigen, Schwächlichen,
Den hat der Tod in seiner Macht
Wie Sturmwind einen schwanken Baum.

Den Leid und Wehe Kennenden,
Den Sinnbezähmten, Standhaften,
Den karges Mahl genießenden,
Den Unentwegten, Tüchtigen,
Den, wahrlich, zwingt der Tod nicht mehr,
Wie Sturm nicht zwingt die Felsenwand.


Wer ungeheilt vom trüben Drang
Den trüben Rock ergreifen will,
Der Wahrheit und Entsagung fremd:
Dem ziemet nicht das Mönchsgewand.

Doch wer geheilt von trübem Drang
Fest stehet in der Ordenszucht,
Der Wahrheit und Entsagung treu:
Ja, dem geziemt der trübe Rock.

Wer Unreales wähnt real,
Reales aber unreal,
Der irren Sinnes Wandelnde
Erreichet nicht Realität.


Doch wer Reales weiß real
Und Unreales unreal,
Der rechten Sinnes Wandelnde
Eilt rüstig zur Realität.


Gleichwie die Hütte, schlecht gedeckt,
Von Güssen rasch durchrieselt wird:
So wir ein schlecht gewahrtes Herz
Durchrieselt schleunig von Begier.

Gleichwie die Hütte, wohl gedeckt,
Von keinem Guß durchrieselt wir:
So wird ein wohl gewahrtes Herz
Durchrieselt nimmer von Begier.

Gequält hienieden, gequälet drüben,
An beiden Orten ist gequält der Sünder;
Den Qualentflammten erfaßt Entsetzen,
Erkennt er seine eigne Freveltat.

Beglückt hienieden, beglücket drüben,
Anbeiden Orten ist beglückt der Gute;
Den heiter Frohen erfaßt Entzücken,
Erkennt er seine eigne lautre Tat.

Es reut hienieden, es reuet drüben,
An beiden Orten reuet es den Sünder;
"Verruchtes tat ich", seufzt er klagend,
Und heftiger schluchzt er an üblem Ort.

Es freut hienieden, es freut drüben,
An beiden Orten freut sich der Gute;
"Verdienste hab' ich", weiß er freudig,
Und seliger lacht ihm der reine Ort.

Mag einer viel Vortreffliches zwar sprechen,
Doch sorglos trägen Sinnes nicht erfüllen:
Dem Hirten gleich, der Herden andrer hütet,
Hat keinen Teil am Asketentum.

Mag einer wenig Treffliches nur sprechen,
Doch ganz und gar der Lehre sich ergeben,
Erloschen der Begier, dem Haß, dem Wahne:
Der Einsichtige, völlig Herzerlöste,
Der nicht am Diesseits, nicht am Jenseits haftet,
Der hat Asketentumes Teil erlangt.


aus Die Reden Gotamo Buddhos, Sammlung der Bruchstücke, Lieder der Mönche und Nonnen, Wahrheitspfad (Dhammapadam) übertragen von Karl Eugen Neumann, Artemis-Verlag Zürich/Paul Zsolnay Verlag Wien

Freiheit in Weisheit

Der Worte viele......... Was ist Wahrheit?

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