Angulimalo
Angulimalo:
Du wandelst, Bruder, wähnst dich aber stetig,
Und mich, der stetig ist, mich wähnst du wankelnd;
Ich frage dich, o Bruder, gib mir Kunde:
Wie bist du stetig denn, wie bin ich unstet?
Der Herr:
Beständig immerdar, Angulimalo,
Bin ich, der keinem Wesen Leides antut:
Doch du hast wild gewütet gegen Wesen:
So bin ich stetig denn, so bist du unstet.
Angulimalo:
Schon lange ist's her, als einst der hohe Meister,
Der Mönch erschienen mir in Waldes Mitte:
Da rief ich aus: "Entsagen tausend Sünden
Will ich eines Wortes deiner Wahrheit!"
Ein Räuber war ich, ja, war Mord und Marter,
War grausam, gräßlich wie die Höllengründe:
Zu Füßen lag der Räuber dem Willkommnen,
Den Auferwachten fleht' er an um Weihe.
Und Er, der auferwacht ist, mild und heilig,
der Herr der Welt mit allen ihren Göttern,
"So komm', o Jünger!", sprach zu mir der Meister,
Nahm also auf mich in den Jüngerorden.
Wer früher törig sorglos war,
Doch endlich seine Schuld erkennt,
Der leuchtet durch die finstre Welt
Gleich wie der Mond aus Wolkennacht.
Wer einst begangne böse Tat
In wahrer Buße tief bereut,
Der leuchtet durch die finstre Welt
Gleichwie der Mond aus Wolkennacht.
Wer noch in holder Jugend Kraft
Als Jünger hier dem Sieger folgt
Der leuchtet durch die finstre Welt
Gleichwie der Mond aus Wolkennacht.
Die Lüfte sollen lauschen meinem Sange
Und lieblich wehen um den Auferwachten,
Die Lüfte sollen grüßen mir die Menschen,
Die Großen, die sich nach der Wahrheit sehnen.
Den Lüften tu' mein Lied ich kund,
Das Lob der Liebe, der Geduld:
O wehet nieder, neigt euch her
Und tragt die Wahrheit weiter dann!
O sei mir jeder wohlgesinnt
Und allem andern was er sieht:
Den höchsten Frieden findet froh
Wer schützt was atmet, schützt was lebt.
Kanäle schlichten Bauern durch das Feld,
Die Bogner schlichten spitze Pfeile zu,
Die Zimmrer schlichten schlanke Balken ab,
Sich selber, wahrlich, machen Weise schlicht.
Geschlichtet wird gar mancher Streit
Mit Stock und Stachel, Peitsche, Strick:
Doch ohne Stock, doch ohne Stahl,
Hat mich der Meister schlicht gemacht.
Einst hat man Friedrich mich genannt,
Und Friedensmörder war ich nur:
Den echten Namen führ' ich heut,
Genesen froh als Friedenwalt.
Berüchtigt war das Räuberhaupt,
Angulimalo war der Mord:
Da brach der Strom die Bresche durch
Und trieb mich hin zum wachen Herrn!
Mit Blut befleckt' ich meine Hand,
Angulimalo war der Mord:
Gerettet sieh' mich rasten hier,
Die Daseinsader ist verdarrt.
Der solche Taten ich getan,
Von Unheil schwer, von Unheil schwül,
Genieße reichlich reifen Lohn,
Entsündigt nehm' ich Atzung ein.
Dem leichten Sinn ergeben sich
Erlahmte Männer, ohne Mut;
Den Ernst bewahrt der weise Mann
Als köstlich besten Schatzeshort.
Ergebt euch nicht dem leichten Sinn,
O folget nicht der Liebeslust!
Der ernst in sich gekehrte Mönch
Ist höchstem Heile selig nah.
Gefunden hab' ich's, nicht verfehlt,
Kein übel Ding bedünkt es mich,
Von allem was die Welt gewährt
Hab' ich das Beste auserwählt.
Gefunden hab' ich's, nicht verfehlt.
Kein übel Ding bedünkt es mich,
Drei Wissenschaften kann' ich gut,
Erfüllt ist was der Meister will.
Im dunkeln Wald, in heller Au,
In Bergesgrüften, tief im Fels,
Da weilt' ich oft, da weilt' ich gern,
Da ging das Herz mir innig auf.
Im Glücke ruh' ich, steh im Glück,
Im Glücke läuft mein Leben ab,
Der Todesfessel faßt mich wieder -
Welch Mitleid hat der Meisterherr!
Brahmanenknabe war ich einst,
Der echten Eltern echter Sproß:
Der Sohn des Seligen bin ich heut,
Der Wahrheit Erbe, Wahrheit Kind.
Vom Dürsten heil, vom Hangen heil,
Die Sinne sinnig, wohl gewahrt,
Hab' aus das Übel ich gespien
Mit seiner Wurzel, wahnversiegt.
Gedient hab' ich des Wachen Werk:
Die schwere Last ist abgelegt,
Die Daseinsader ausgedarrt.
aus Die Reden Gotamo Buddhos, Sammlung der Bruchstücke, Lieder der Mönche und Nonnen, Wahrheitspfad (Dhammapadam) übertragen von Karl Eugen Neumann, Artemis-Verlag Zürich/Paul Zsolnay Verlag Wien
Leider ist nicht jeder Mensch zur Reue zu bewegen... so sehr man, ich, es sich auch wünscht... aber, es ist möglich... ich liebe die Geschichte von Angulimalo... niemand ist in Ewigkeit verdammt...
Du wandelst, Bruder, wähnst dich aber stetig,
Und mich, der stetig ist, mich wähnst du wankelnd;
Ich frage dich, o Bruder, gib mir Kunde:
Wie bist du stetig denn, wie bin ich unstet?
Der Herr:
Beständig immerdar, Angulimalo,
Bin ich, der keinem Wesen Leides antut:
Doch du hast wild gewütet gegen Wesen:
So bin ich stetig denn, so bist du unstet.
Angulimalo:
Schon lange ist's her, als einst der hohe Meister,
Der Mönch erschienen mir in Waldes Mitte:
Da rief ich aus: "Entsagen tausend Sünden
Will ich eines Wortes deiner Wahrheit!"
Ein Räuber war ich, ja, war Mord und Marter,
War grausam, gräßlich wie die Höllengründe:
Zu Füßen lag der Räuber dem Willkommnen,
Den Auferwachten fleht' er an um Weihe.
Und Er, der auferwacht ist, mild und heilig,
der Herr der Welt mit allen ihren Göttern,
"So komm', o Jünger!", sprach zu mir der Meister,
Nahm also auf mich in den Jüngerorden.
Wer früher törig sorglos war,
Doch endlich seine Schuld erkennt,
Der leuchtet durch die finstre Welt
Gleich wie der Mond aus Wolkennacht.
Wer einst begangne böse Tat
In wahrer Buße tief bereut,
Der leuchtet durch die finstre Welt
Gleichwie der Mond aus Wolkennacht.
Wer noch in holder Jugend Kraft
Als Jünger hier dem Sieger folgt
Der leuchtet durch die finstre Welt
Gleichwie der Mond aus Wolkennacht.
Die Lüfte sollen lauschen meinem Sange
Und lieblich wehen um den Auferwachten,
Die Lüfte sollen grüßen mir die Menschen,
Die Großen, die sich nach der Wahrheit sehnen.
Den Lüften tu' mein Lied ich kund,
Das Lob der Liebe, der Geduld:
O wehet nieder, neigt euch her
Und tragt die Wahrheit weiter dann!
O sei mir jeder wohlgesinnt
Und allem andern was er sieht:
Den höchsten Frieden findet froh
Wer schützt was atmet, schützt was lebt.
Kanäle schlichten Bauern durch das Feld,
Die Bogner schlichten spitze Pfeile zu,
Die Zimmrer schlichten schlanke Balken ab,
Sich selber, wahrlich, machen Weise schlicht.
Geschlichtet wird gar mancher Streit
Mit Stock und Stachel, Peitsche, Strick:
Doch ohne Stock, doch ohne Stahl,
Hat mich der Meister schlicht gemacht.
Einst hat man Friedrich mich genannt,
Und Friedensmörder war ich nur:
Den echten Namen führ' ich heut,
Genesen froh als Friedenwalt.
Berüchtigt war das Räuberhaupt,
Angulimalo war der Mord:
Da brach der Strom die Bresche durch
Und trieb mich hin zum wachen Herrn!
Mit Blut befleckt' ich meine Hand,
Angulimalo war der Mord:
Gerettet sieh' mich rasten hier,
Die Daseinsader ist verdarrt.
Der solche Taten ich getan,
Von Unheil schwer, von Unheil schwül,
Genieße reichlich reifen Lohn,
Entsündigt nehm' ich Atzung ein.
Dem leichten Sinn ergeben sich
Erlahmte Männer, ohne Mut;
Den Ernst bewahrt der weise Mann
Als köstlich besten Schatzeshort.
Ergebt euch nicht dem leichten Sinn,
O folget nicht der Liebeslust!
Der ernst in sich gekehrte Mönch
Ist höchstem Heile selig nah.
Gefunden hab' ich's, nicht verfehlt,
Kein übel Ding bedünkt es mich,
Von allem was die Welt gewährt
Hab' ich das Beste auserwählt.
Gefunden hab' ich's, nicht verfehlt.
Kein übel Ding bedünkt es mich,
Drei Wissenschaften kann' ich gut,
Erfüllt ist was der Meister will.
Im dunkeln Wald, in heller Au,
In Bergesgrüften, tief im Fels,
Da weilt' ich oft, da weilt' ich gern,
Da ging das Herz mir innig auf.
Im Glücke ruh' ich, steh im Glück,
Im Glücke läuft mein Leben ab,
Der Todesfessel faßt mich wieder -
Welch Mitleid hat der Meisterherr!
Brahmanenknabe war ich einst,
Der echten Eltern echter Sproß:
Der Sohn des Seligen bin ich heut,
Der Wahrheit Erbe, Wahrheit Kind.
Vom Dürsten heil, vom Hangen heil,
Die Sinne sinnig, wohl gewahrt,
Hab' aus das Übel ich gespien
Mit seiner Wurzel, wahnversiegt.
Gedient hab' ich des Wachen Werk:
Die schwere Last ist abgelegt,
Die Daseinsader ausgedarrt.
aus Die Reden Gotamo Buddhos, Sammlung der Bruchstücke, Lieder der Mönche und Nonnen, Wahrheitspfad (Dhammapadam) übertragen von Karl Eugen Neumann, Artemis-Verlag Zürich/Paul Zsolnay Verlag Wien
Leider ist nicht jeder Mensch zur Reue zu bewegen... so sehr man, ich, es sich auch wünscht... aber, es ist möglich... ich liebe die Geschichte von Angulimalo... niemand ist in Ewigkeit verdammt...
Belleeer - 2009-05-22 17:17