Rigpa...
"wenn der denkende Geist frei ist von Verhaftung und Widerwillen, sinkt er spontan zurück in die ungeborene Natur des Geistes. Dann identifizieren wir uns nicht mehr mit den Bildern im Spiegel, sondern können mühelos alles zulassen, was die Erfahrung bietet, und wissen jeden Augenblick zu schätzen. Wo Haß entsteht, zeigt der Spiegel Haß. Wo Liebe entsteht zeigt der Spiegel Liebe. Für den Spiegel sind beide nicht bedeutsam: Beide sind Manifestationen der in ihm liegenden Fähigkeit zu spiegeln. Man spricht hier von der spiegelgleichen Weisheit: Wenn wir der Natur des Geistes innegeworden sind und in ihr zu verbleiben vermögen, wird kein emotionaler Zustand uns mehr ablenken. Statt dessen werden alle Phänomene und Zustände - sogar Zorn, Eifersucht und dergleichen, der Reinheit und Klarheit anheimgegeben, die ihr Grund ist. Wenn wir im Rigpa bleiben können, haben wir das Karma an seiner Wurzel abgeschnitten und sind frei von den Fesseln des Samsara.
Durch die Fähigkeit, im Rigpa zu bleiben, werden auch andere spirituelle Ziele leichter erreichbar. Tugend zu üben fällt uns leichter, wenn wir vom Habenwollen, vom Gefühl des Mangels frei sind. Mitgefühl fällt uns leichter, sobald wir nicht mehr überwiegend mit uns selbst beschäftigt sind. Und die Verwandlung unserer selbst wird um so eher möglich, je weniger wir an falschen, viel zu eng gefaßten Identitäten haften."
aus
Übung der Nacht
Tibetische Meditationen in Schlaf und Traum
Tenzin Wangyal Rinpoche
Diederichs
Durch die Fähigkeit, im Rigpa zu bleiben, werden auch andere spirituelle Ziele leichter erreichbar. Tugend zu üben fällt uns leichter, wenn wir vom Habenwollen, vom Gefühl des Mangels frei sind. Mitgefühl fällt uns leichter, sobald wir nicht mehr überwiegend mit uns selbst beschäftigt sind. Und die Verwandlung unserer selbst wird um so eher möglich, je weniger wir an falschen, viel zu eng gefaßten Identitäten haften."
aus
Übung der Nacht
Tibetische Meditationen in Schlaf und Traum
Tenzin Wangyal Rinpoche
Diederichs
Belleeer - 2010-11-15 11:11