Der Verführer, Gigolo, ist in aller Munde,
jeder hat vom Kamasutra gehört und es beschreibt,
wie Mann vorzugehen hat...
Wege zur Bekannschaft (mit einer Frau)
Während eine Unverheiratete durch eigenes Werben (des Mannes) erobert wird und nicht durch eine Botin, sind Verheiratete, sofern sie ein zartes Wesen haben, durch eine Botin zu erobern und nicht durch (den Mann) selbst, so (sprechen) die Lehrer.
Überall ist, im Bereich des Möglichen, eigenes Tun das besser Geeignete. (Nur) wenn das erschwert ist, verwende man eine Botin. So (lehrt) Vatsyayana.
Die zum erstenmal die Ehe brechenden (Frauen, mit denen) eine unbehinderte Unterhaltung (möglich ist), sind (durch den Mann) selbst zu verführen; diejenigen, bei denen es umgekehrt ist, (gewinne man) durch eine Botin, so (lautet) die allgemeine Ansicht.
Wer im Begriff ist, selbst zu werben, muß aber zuerst Bekannschaft schließen.
Das Sehen sei ein sich von selbst ergebendes oder ein beabsichtigtes.
Für das sich von selbst ergebende (Sehen empfiehlt sich) die Nähe der eigenen Wohnung, für das beabsichtigte die Wohnung eines Freundes, Verwandten, Ministers (oder) Arztes, (ferner) Hochzeiten, Opfer, Feste, Zwischenfälle, Parkspaziergänge usw.
Bei einer Begegnung (richte man auf sie) ständig einen anmutigen Blick,
ordne das Haar,
scharre (verlegen) mit den Fingernägeln,
spiele am Schmuck,
nage an der Unterlippe,
(treibe) dieses und jenes.
An der Seite der Gefährten (erzähle man) unter ihren Augen auf sie gemünzte,
(aber) von anderen handelnde Geschichten.
Freigebigkeit und (Freude am) Genuß sind zu offenbaren.
Der auf dem Schoß eines Freundes Sitzende möge gähnen und dabei die Glieder dehnen.
Man verziehe (bedeutungsvoll) die eine Augenbraue.
Die Sprache sei langsam.
Auf ihre Rede ist zu hören.
Man führe mit einem Knaben oder jemand anderem ein sie betreffendes,
(aber) von jemand anderem handelndes,
zweideutiges Gespräch.
(Dabei lasse man selbst (seine) Wünsche durchblicken.
Unter einem anderen Vorwand,
(aber) eben auf sie zielend,
küsse und umarme man den Knaben und gebe ihm mit der Zunge Betel.
Mit dem Zeigefinger streichle man (ihn) am Kinn.
Dies und anderes ist je nach Situation und Gelegenheit zu beherzigen.
Und man liebkose einen Knaben auf ihrem Schoß
und gebe ihm Spielsachen und nehme (sie zum Schein wieder weg).
Indem man sich ihr dadurch nähert,
(ergibt sich ) das Anknüpfen eines Gesprächs.
Und hat man mit jemandem,
der in Ruhe mit ihr sprechen (kann),
Freundschaft geschlossen,
ist zu handeln, und dies wiederholt:
(man suche) einen Anlaß zum Gehen und Kommen,
und in Reichweite erzähle man, ohne sie anzusehen,
vom Kamasutra.
Hat sich die Bekannschaft vertieft,
lege er in ihre Hand ein Gut und eine Sache zum Aufbewahren.
Davon nehme er täglich und jeden Augenblick einzelnes (zurück.
Es können) Duftstoffe und Früchte der Betelpalme (sein).
Er bringt die (begehrte Frau) mit seinen Gattinen in trauter
Gesellschaft und an nicht öffentlichem Ort zusammen...
und so weiter...
aus "Das Kamasutra" von Mallanaga Vatsyayana, Reclam