Hoffnung und Furcht...
Vor Jahren träumte ich nachts einmal, in meinem Mund sei eine Schlange. Ich zog sie heraus und stellte fest, dass sie tot war - eine sehr unangenehme Erfahrung. Ein Krankenwagen fuhr vor, und die Sanitäter sagten, die Schlange sei giftig und ich im Begriff zu sterben. Ich war einverstanden, dass sie mich in ein Krankenhaus fuhren.
Mich ergriff eine große Bangigkeit,und ich sagte ihnen, ich müsse unbedingt vor meinemTod noch eine Statue des Dzogchen-Meisters Tapihritsa sehen. Die Sanitäter wußten nicht, wer das war, hatten aber nichts dagegen und sagten, dann müsse ich halt mit demSterben noch warten.Ich war erleichtert. Zu meinem großen Erstaunen brachten sie mir die Statue dann aber sofort. Mein schöner Vorwand, noch nicht zu sterben, trug nicht sehr weit.
Ich griff nach der nächsten Krücke und sagte ihnen: Es gibt keinen Tod.
Kaum hatte ich das gesagt, als ich mit heftigem Herzklopfen erwachte.
...
An diesem Beispiel wird deutlich, dass luzide Träume auch praktische Bedeutung haben können, zum Beispiel für eine konkrete Entscheidung.
Das alles klingt ein bisschen seltsam und unglaublich, aber es geht letztlich darum, dass man Flexibilität des Geistes entwickelt und die Grenzen, die ihn einengen, durchstößt. Wir können die Dinge dann so nehmen, wie sie sich uns darbieten, und unterliegen nicht mehr so sehr unseren eigenen Erwartungen und Wünschen.
Wenn ich wahrhaft in der Einsicht lebe, dass es keinen Tod gibt und niemand da ist, der sterben könnte, werde ich keine Deutung eines Traums brauchen wie in dem eben erzählten Fall, wo ich den Traum als beklemmend empfand. Unser Wunsch nach Traumdeutung beruht auf Hoffnung und Furcht. Wir möchten wissen, was zu meiden und was voranzutreiben ist, wir wünschen uns mehr Durchblick, um etwas ändern zu können. Wenn sie ihres wahres Wesen inne sind, suchen sie nicht mehr nach Bedeutung, denn wer sollte hier suchen?
Die Bedeutung des Traums wird unwichtig, denn Sie sind jenseits von Hoffnung und Furcht; Sie erleben einfach uneingeschränkt das, was sich im gegenwärtigen Augenblick manifestiert. Kein Traum kann dann noch Angst auslösen.
aus
Übung der Nacht
Tibetische Meditationen in Schlaf und Traum
Tenzin Wangal Rinpoche
Diederichs
Mich ergriff eine große Bangigkeit,und ich sagte ihnen, ich müsse unbedingt vor meinemTod noch eine Statue des Dzogchen-Meisters Tapihritsa sehen. Die Sanitäter wußten nicht, wer das war, hatten aber nichts dagegen und sagten, dann müsse ich halt mit demSterben noch warten.Ich war erleichtert. Zu meinem großen Erstaunen brachten sie mir die Statue dann aber sofort. Mein schöner Vorwand, noch nicht zu sterben, trug nicht sehr weit.
Ich griff nach der nächsten Krücke und sagte ihnen: Es gibt keinen Tod.
Kaum hatte ich das gesagt, als ich mit heftigem Herzklopfen erwachte.
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An diesem Beispiel wird deutlich, dass luzide Träume auch praktische Bedeutung haben können, zum Beispiel für eine konkrete Entscheidung.
Das alles klingt ein bisschen seltsam und unglaublich, aber es geht letztlich darum, dass man Flexibilität des Geistes entwickelt und die Grenzen, die ihn einengen, durchstößt. Wir können die Dinge dann so nehmen, wie sie sich uns darbieten, und unterliegen nicht mehr so sehr unseren eigenen Erwartungen und Wünschen.
Wenn ich wahrhaft in der Einsicht lebe, dass es keinen Tod gibt und niemand da ist, der sterben könnte, werde ich keine Deutung eines Traums brauchen wie in dem eben erzählten Fall, wo ich den Traum als beklemmend empfand. Unser Wunsch nach Traumdeutung beruht auf Hoffnung und Furcht. Wir möchten wissen, was zu meiden und was voranzutreiben ist, wir wünschen uns mehr Durchblick, um etwas ändern zu können. Wenn sie ihres wahres Wesen inne sind, suchen sie nicht mehr nach Bedeutung, denn wer sollte hier suchen?
Die Bedeutung des Traums wird unwichtig, denn Sie sind jenseits von Hoffnung und Furcht; Sie erleben einfach uneingeschränkt das, was sich im gegenwärtigen Augenblick manifestiert. Kein Traum kann dann noch Angst auslösen.
aus
Übung der Nacht
Tibetische Meditationen in Schlaf und Traum
Tenzin Wangal Rinpoche
Diederichs
Belleeer - 2011-01-29 05:15