Sutra 42 spricht von der ersten Verwandlung, die auf diese Weise geschieht. Sie wird auch
savitarka samapatti genannt. In dieser Art der
samapatti sieht man die Wirkungen der Worte, ihrer Bedeutungen und der Erkenntnis, die sie vermitteln, und ebenso die Verwirrung, die aus der Vermischung entsteht. In dieser Wahrnehmung wird jeder der drei Faktoren mit seiner spezifischen Funktion als von den anderen unterschieden erkannt. Aufgrund der klaren Wahrnehmung der Unterschiede ist kein Platz für Verwirrung, die immer wieder aus der gegenseitigen Vermischung dieser drei Faktoren entsteht.
Diese Verwirrung führt dazu, dass man das Wort für die Sache hält und umgekeht. Und da Wissen gewöhnlich nichts anderes ist als ein Vorgang, in dem man Dinge mittels Worte und ihrer konventionellen Bedeutungen wiedererkennt, kommt es zu einer erstaunlichen Verwirrung, voller innerer, nicht erkannter Widersprüche. Da sich das Wissen auf die Vergangenheit bezieht und daher eine gewohnheitsmäßige Reaktion auf gegenwärtige Wahrnehmungen darstellt, ist es immer gebunden an Worte und deren festgelegte Bedeutungen, die sich auf Eindrücke vergangener Erfahrungen gründen.
Dieses ganze Chaos wird in der savitarka samapatti durchschaut. Sie heißt savitarka, weil alles Wissen, das durch Worte und ihre konventionellen Bedeutungen vermittelt ist, grundsätzlich logisch ist. Tarka heißt logische Schlußfolgerung. Und Schlußfolgerung fordert einen Bezugspunkt im Gedächtnisapparat. Der Einfluss, den dieses logische Denken auf den Geist der Menschen in der ganzen Welt ausübt, ist so groß, und das gesellschaftliche Ansehen, das ihm zukommt, so ungeheuer, dass die Versklavung des Menschen fast unheilbar scheint. Savitarka samapatti befreit den Menschen aus dieser bewußtlosen Versklavung!!!
Wenn man das Wesen und die Struktur des logischen Denkens durchschaut hat, wird man aus seinen Fesseln befreit. Diese Freiheit vom logischen Denken führt zu einem Geisteszustand, der nirvitarka samapatti genannt wird, d. h. eine Betrachtung ohne Schlußfolgerung oder logisches Denken. Diese entsteht in einem Vorgang, der alle vom Wort erzeugten Eindrücke oder Erinnerungen aufhebt, die gewöhnlich das Funktionieren des Wiedererkennens und der Schlußfolgerung begründen. Wenn der Geist von allen vergangenen Eindrücken gereinigt und das Gefäß des Gedächtnisses entleert ist, herrscht nicht mehr das Wiedererkennen, sondern die reine Erkenntnis.
In diesem Zustand wird das ganze logische Denken mit den Worten und ihren konventionellen Bedeutungen als ein Hindernis erkannt für die direkte Anschauung der Wahrheit bzw. der Dinge, wie sie in Wahrheit sind.
Wenn man von den Fesseln des logischen Denkens befreit ist, beginnt man die Dinge so zu sehen, wie sie sind, in ihrem existentiellen Leuchten, ohne die Vermittlung der Worte und ihrer konventionellen Bedeutungen.
!!!Man befindet sich dann in einem Zustand vorurteilsloser, freier Untersuchung, ein forschender Denkvorgang, der
vicara ist. Dieser unterscheidet sich von allen logischen Denkprozessen, die im
vicara keinen Platz finden!!!
In dieser freien Untersuchung beobachtet man nur, was ist, und zieht keine Schlüsse daraus. Denn sich in Schlußfolgerungen zu verwickeln, was notwendig Wählen und logisches Denken erfordert, würde bedeuten, in die Verwirrung und das Chaos zurückzufallen. Man hält sich daher in einem Zustand wacher Aufmerksamkeit und sieht die Dinge nur, wie sie in ihrer existentiellen Echtheit sind. Dieses reine Schauen offenbart die subtilen Elemente, die den DIngen und ihren natürlichen Wechselwirkungen zugrunde liegen. Die Empfänglichkeit ist nun so geschärft und so durchdringend, dass Dinge und ihre subtile Bewegungen, die vorher nie gesehen wurden, nun erkannt werden wie im Licht einer inneren Erleuchtung. Das ist
savicara samapatti. Und wenn die subtilen Elemente, die den Bewegungen der Dinge zugrunde liegen, gesehen werden, geschieht es, gerade weil sie so gesehen werden, wie sie sind, dass sie sich in einem Seinszustand auflösen, in dem sie alle Merkmale verlieren, an denen sie identifiziert werden könnten. Un da nichts mehr übrigbleibt, was zu identifizieren wäre, hört die Bewegung des
vicara auf.
Die Wurzeln des Yoga
Die klassischen LehrSprüche des Patanjali -
die Grundlage aller Yoga-Systeme
O. W. Barth
auch so können WohnPlätze in "erster Reihe" aussehen... ;o) Isar...